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Drass: Das Tor zu Ladakhs ungezähmter Schönheit – Reiseführer und Wintererlebnis

📍 Wo liegt Drass? Ladakhs verstecktes Juwel verstehen

Tief eingebettet in den westlichen Himalaya liegt Drass, eine abgelegene Bergstadt im Distrikt Kargil in Ladakh, dem nördlichsten Unionsterritorium Indiens. Oft übersehen von Reisenden auf dem Weg nach Leh oder Srinagar, bleibt Drass eine der letzten unberührten Grenzregionen – ein Reiseziel, das so wild wie einladend ist. Auf einer Höhe von etwa 3.300 Metern gelegen, ist Drass eine Hochgebirgssiedlung, die durch ihre einzigartige Mischung aus natürlicher Schönheit, kulturellem Erbe und historischer Bedeutung Aufmerksamkeit verdient.

Drass ist vielen als das „Tor zu Ladakh“ bekannt. Es liegt an der Srinagar-Leh-Autobahn (NH1D), etwa 60 Kilometer westlich der Stadt Kargil und 140 Kilometer von Sonamarg in Kaschmir entfernt. Die Stadt ist die erste bedeutende Station in Ladakh für Reisende, die von der Kaschmir-Seite einreisen, und bildet somit einen wichtigen Teil vieler Himalaya-Roadtrip-Routen. Die Strecke von Srinagar nach Drass ist atemberaubend, besonders wenn sie durch den ikonischen Zoji La-Pass führt – ein schmaler, zerklüfteter Abschnitt, der sich zwischen steilen Klippen und weitläufigen Tälern windet. Dieser Hochgebirgspass ist oft bis spät ins Frühjahr schneebedeckt und gilt als Initiationsritus für Abenteurer und Naturliebhaber gleichermaßen.

Geografisch liegt Drass in einem von Gletschern geformten Tal entlang des Drass-Flusses, einem Nebenfluss des mächtigen Suru. Umgeben von hoch aufragenden Gipfeln und alpinen Wiesen ist die Region ein Paradies für all jene, die abseits bekannter Wege Ruhe und Schönheit suchen. Im Gegensatz zu den trockenen Mondlandschaften Zentral-Ladakhs ist Drass grüner, kühler und stiller. Sein einzigartiges Mikroklima und die Geographie tragen auch zu seinem Ruf als zweitkältester bewohnter Ort der Welt bei, wo die Wintertemperaturen bis zu -40 °C fallen können.

Trotz seiner Abgeschiedenheit ist Drass während der Reisesaison (Ende Mai bis Anfang Oktober) relativ einfach zu erreichen. Regelmäßige Busse, Sammeltaxis und Privatfahrzeuge verkehren zwischen Srinagar, Kargil und Leh. Wegen starker Schneefälle und gefährlicher Straßenverhältnisse ist der Zoji La im Winter gesperrt – typischerweise von November bis April – wodurch Drass von der Kaschmir-Seite abgeschnitten wird. Für Besucher, die eine Reise planen, bieten die Sommermonate das beste Wetter und die beste Straßenverbindung: saftige Täler, blühende Wildblumen und ein azurblauer Himmel, wie man ihn sonst kaum in Ladakh findet.

Drass ist nicht nur ein landschaftlicher Abstecher. Es ist ein Ort, an dem die Geschichte in den Bergen widerhallt, wo Gastfreundschaft gelebte Kultur ist und wo die Landschaft etwas Urinstinktives in jedem Reisenden weckt. Wenn du ein Ziel suchst, das rohe natürliche Pracht, strategische Bedeutung und kulturelle Tiefe vereint, dann ist Drass dein Tor – zur Seele Ladakhs.

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❄️ Zweitkältester bewohnter Ort der Welt

Wenn du dich je gefragt hast, wie es sich anfühlt, Luft so klar zu atmen, dass sie in der Lunge brennt – willkommen im Winter in Drass. Bekannt als der zweitkälteste bewohnte Ort der Welt nach Oimjakon in Sibirien, hat sich diese bescheidene ladakhische Stadt einen Platz in den Geschichtsbüchern der Meteorologie verdient. In den kältesten Monaten – insbesondere im Januar – können die Temperaturen in Drass unter -40 °C fallen und verwandeln die Landschaft in ein glitzerndes Reich aus Eis, Stille und Himmel.

Doch Drass ist mehr als nur eine Wetterstatistik. Die extreme Kälte ist hier nicht bloß eine Herausforderung – sie ist Lebensrealität. Die Einheimischen haben sich mit bemerkenswerter Widerstandskraft an die Bedingungen angepasst. Häuser werden niedrig gebaut und isoliert, mit dicken Wänden und Holzöfen im Zentrum des häuslichen Lebens. Wasser wird in Fässern gespeichert und mit Feuer aufgetaut. Die Mahlzeiten sind herzhaft und wärmend – mit reichhaltigen Fleischbrühen, Thukpa, Khambir-Brot und salzigem Buttertee, die im Winter zu Grundnahrungsmitteln werden.

Trotz der Minusgrade besitzt der Winter in Drass einen ganz eigenen Zauber. Schneebedeckte Dächer, kristallklare Himmel und völlige Stille verleihen dem Dorf eine traumhafte Atmosphäre. Es ist eine Jahreszeit, in der die Berggeister besonders nah scheinen. Während der Tourismus meist im Sommer seinen Höhepunkt erreicht, werden jene, die sich in den gefrorenen Monaten nach Drass wagen, mit Einsamkeit, Authentizität und einigen der surrealsten Landschaften belohnt, die man sich vorstellen kann.

Für Abenteurer bietet die Kälte einzigartige Erlebnisse. Eisschichten säumen die Ufer des Drass-Flusses, und Kinder versammeln sich auf zugefrorenen Teichen, um ein Spiel zu spielen, das sich langsam zu einer Wintertradition entwickelt: Eishockey. Inspiriert von internationalen Gästen und unterstützt durch die indische Armee sowie NGOs entwickelt sich Drass allmählich zu einem Basislager für Wintersport. Den Kindern dabei zuzusehen, wie sie mit selbstgebauter Ausrüstung und furchtloser Freude über das Natureis gleiten, ist bewegender als jeder Sonnenaufgang in den Bergen.

Besucher sollten gut vorbereitet sein. Die Winterausrüstung muss erstklassig sein: Thermowäsche, isolierte Jacken, wasserdichte Handschuhe, Schneestiefel und Kopfbedeckungen sind ein Muss. Auch die Höhenanpassung ist entscheidend – besonders im Winter, wenn die Bedingungen körperlich anspruchsvoller sind. Doch wer vorbereitet ist, für den wird der Winter in Drass keine Prüfung der Ausdauer, sondern eine Einladung in eine geheime Welt – eine Welt, in der die Stille regiert, Sterne über einem lodern und jeder Atemzug heilig wirkt.

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🏞 Landschaftliche Schönheit und Naturschätze

Drass ist vielleicht am bekanntesten für seine harschen Winter und seine Kriegsgeschichte, doch es ist die unberührte, rohe Naturschönheit des Tals, die den tiefsten Eindruck hinterlässt. Umgeben von mächtigen Himalaya-Gipfeln und durchzogen von glasklaren Bächen ist diese Ecke Ladakhs zu jeder Jahreszeit ein Fest für die Augen. Während große Teile Ladakhs durch karge, hochgelegene Wüstenlandschaften geprägt sind, bietet Drass – besonders in den Sommermonaten – überraschend üppige und abwechslungsreiche Natur: schmelzender Schnee gibt Wiesen, Wildblumen und Weideflächen frei.

Eine der schönsten Straßenfahrten in der gesamten Himalaya-Region beginnt kurz vor Drass. Wenn man vom Zoji La Pass herabsteigt, öffnet sich das Tal in einem atemberaubenden Panorama aus schneebedeckten Bergrücken, alpinen Wäldern und steinernen Dörfern, die an die Hänge geklebt scheinen. Diese Gegend ist eine natürliche Übergangszone zwischen den grünen Tälern Kaschmirs und den trockenen Hochebenen Zentral-Ladakhs und macht Drass in Ökologie wie Ästhetik einzigartig. Der Drass-Fluss, ein Nebenfluss des Suru, fließt durch das Tal und schenkt Leben für Gerstenfelder, Pappelhaine und Obstgärten.

Südöstlich von Drass liegt das großartige Suru-Tal, eines der malerischsten und am wenigsten erkundeten Gebiete Ladakhs. Eingefasst von hoch aufragenden Bergen wie Nun und Kun – zwei der höchsten Gipfel im indischen Himalaya – bietet dieses Tal Gletscherflüsse, wilde Weiden und traditionelle Dörfer, die wie aus der Zeit gefallen wirken. Zwar ist der Zugang über Straßen herausfordernd, doch ein Tagesausflug oder eine Übernachtungsexkursion ins Suru-Tal schenkt unvergessliche Ausblicke und echte Begegnungen mit dem pastoralen Leben der Region.

Einer der ikonischsten Ausblicke in der Nähe von Drass ist der auf den Tiger Hill – ein mittlerweile berühmter Gipfel, der während des Kargil-Krieges 1999 umkämpft war. Heute steht der Hügel als ruhiger, schneebedeckter Wächter, der Besuchern die Möglichkeit bietet, über die Geschichte nachzudenken und gleichzeitig die majestätische Natur zu bestaunen. Der Anblick des Tiger Hill bei Sonnenaufgang – seine scharfe Silhouette im goldenen Licht – ist ein Moment, der sich ins Gedächtnis einbrennt.

Ob mit Kamera, Skizzenbuch oder offenem Herzen – die Landschaften rund um Drass sprechen in Stille. Die Luft ist klar, die Farben intensiv, die Aussicht endlos. Dies ist kein Ort zum Durchhetzen. Es ist ein Ort, um langsam zu atmen, behutsam zu gehen und die kraftvolle Stille zu verinnerlichen, die die Seele des Himalaya ausmacht.

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🧭 Aktivitäten in Drass: Kultur, Natur & Abenteuer

Drass mag zwar keine geschäftigen Marktplätze oder luxuriösen Resorts bieten, doch es hat etwas weit Wertvolleres zu verschenken – eine Einladung, den Rhythmus des Alltags in einem der abgelegensten und schönsten Hochtäler der Welt zu erleben. Hier bedeutet Abenteuer nicht Adrenalinschübe oder das Abhaken von To-do-Listen. Es bedeutet, durch lebendige Geschichte zu wandern, Tee mit Einheimischen zu teilen und in einem Ort gegenwärtig zu sein, wo Natur und Tradition den Alltag prägen.

Beginne mit einem Spaziergang durch das Dorfzentrum von Drass, wo bescheidene Häuser mit flatternden Gebetsfahnen die schmalen Wege säumen. Die Balti-Kultur dominiert hier – ein Erbe tibetischer, zentralasiatischer und lokaler Einflüsse, das über Generationen weitergegeben wurde. An einem Straßenstand kannst du eine Schüssel Thukpa (Nudelsuppe) probieren oder das lokale Brot Khambir mit salzigem Buttertee genießen. Die Mahlzeiten sind einfach, nährend und tief in der Erde verwurzelt.

Wenn du dir die Beine vertreten willst, bieten die Hügel rund um Drass hervorragende Tageswanderungen mit lohnenden Ausblicken. Technische Fähigkeiten brauchst du nicht – nur feste Schuhe, etwas Wasser und Neugier. Kurze Pfade führen zu alten Schäferwegen, gefrorenen Bächen im Winter oder zu Hochplateaus, wo Hirten im Sommer noch ihre Tiere grasen lassen. Diese Wanderungen sind nicht nur Landschaft – sie sind Perspektive. Wenn du das Tal unter dir aufklappen siehst, den Wind über Gras und Felsen streichen hörst – dann ist das Meditation in Bewegung.

Drass ist auch ein idealer Ort, um die ungefilterte Wärme der ladakhischen Gastfreundschaft kennenzulernen. Homestays und kleine Gästehäuser empfangen Reisende nicht als Kunden, sondern als Gäste. Du isst gemeinsam mit der Gastgeberfamilie zu Abend, sitzt um den Bukhari (Holzofen) und erfährst mehr über das lokale Leben. Hier sind Geschichten Währung, und jeder Besucher verlässt den Ort mit einer Anekdote – oft über etwas so Einfaches wie ein geteiltes Lächeln oder eine spontane Einladung zum Familiengebet.

Und wer kleine kulturelle Begegnungen schätzt, sollte die jahreszeitlichen Feste und Gemeindeveranstaltungen nicht verpassen. Im Sommer veranstalten umliegende Dörfer oft lokale Feiern mit Musik, Tanz und traditionellen Sportarten. Im Winter verwandeln sich die gefrorenen Teiche in Treffpunkte, wo Kinder sich das Schlittschuhlaufen selbst beibringen – Teil einer wachsenden Grassroots-Eishockeybewegung, unterstützt von lokalen Jugendlichen und freiwilligen Helfern aus nah und fern.

Der Zauber von Drass liegt nicht in durchgeplanten Touristenattraktionen, sondern in der Echtheit seiner Stille, seines Schnees, seiner Menschen und seines Tempos. Wer nach Verbindung sucht – mit den Bergen, der Kultur oder sich selbst – findet sie hier ohne Fassade. Bring nur Zeit mit, Demut – und warme Socken.

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🏛 Besuch von Vijaypath – dem Kargil-Kriegsdenkmal

Einige Kilometer außerhalb von Drass, entlang der Straße zwischen Srinagar und Leh, steht einer der bewegendsten Orte ganz Ladakhs – das Kargil-Kriegsdenkmal, auch bekannt als Vijaypath. Vor der schroffen Kulisse der Tololing-Kette gelegen, ist dieses Denkmal nicht nur ein Tribut an die gefallenen Helden des Kargil-Kriegs von 1999, sondern auch ein kraftvolles Symbol für den zerbrechlichen Frieden, der dieses Hochgebirgsgebiet prägt.

Errichtet und gepflegt von der indischen Armee, ehrt das Denkmal die Soldaten, die während der Operation Vijay ihr Leben verloren, als indische Streitkräfte strategisch wichtige Höhenzüge entlang der Kontrolllinie zurückeroberten. Der Krieg wurde unter extrem harten Bedingungen geführt – steile Klippen, dünne Luft und die grausame Kälte des unbarmherzigen Geländes von Drass. Heute steht die stille Würde der Gedenkstätte im krassen Gegensatz zur Gewalt ihrer Vergangenheit.

Beim Betreten wird man von einer rosafarbenen Sandsteinmauer empfangen, in die die Namen der gefallenen Soldaten eingraviert sind. Die ewige Flamme brennt zu ihrem Gedenken, bewacht von wehenden Flaggen und Bergsilhouetten. Dahinter führt ein Pfad zu einem kleinen Museum, das persönliche Gegenstände vom Schlachtfeld beherbergt – Uniformen, Briefe, Waffen und Fotos. Diese Artefakte zeigen den menschlichen Maßstab eines Krieges, der oft nur geopolitisch betrachtet wird.

Vom Gelände des Denkmals aus kann man prominente Gipfel wie Tiger Hill und Tololing sehen – einst Schauplätze intensiver Gefechte. Dass man heute in Stille hier steht, Vögel über sich kreisen sieht und Gebetsfahnen im Wind flattern – das zeugt von der Widerstandskraft der Landschaft und der Menschen, die sie Heimat nennen.

Der Ort ist für die Öffentlichkeit zugänglich und der Eintritt ist frei, Spenden sind jedoch willkommen. Oft bieten Armeesoldaten informelle Führungen oder erklären die Chronologie des Krieges auf einfache und herzliche Weise. Die Atmosphäre ist von stiller Würde geprägt. Es ist nicht ungewöhnlich, dass Besucher – Inder wie Ausländer – still dastehen oder zu Tränen gerührt sind.

Für Reisende ist ein Besuch des Kargil-Kriegsdenkmals mehr als nur ein Halt auf der Karte. Es ist ein Moment des Innehaltens, der Ehrerbietung und des Nachdenkens über den Preis jener Landschaften, die wir so gern fotografieren und bewundern. In einer Region, die oft mit Abgeschiedenheit und Schönheit assoziiert wird, bringt dieses Denkmal die essenzielle Dimension von Erinnerung und Bedeutung hinzu.

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🏒 Eishockey mit lokalen Kindern im Winter

In der klirrenden Kälte von Drass, wo die Temperaturen weit unter den Gefrierpunkt sinken und die Täler in Schnee versinken, wird plötzlich etwas Außergewöhnliches lebendig: das Geräusch von Kindern, die über Eis gleiten, lachend rufen und einem Puck über einen zugefrorenen Teich nachjagen. Das ist Eishockey in Drass – nicht in einer Halle, sondern unter freiem Himmel, eingerahmt von den Himalaya-Bergen. Und möglich gemacht wird es auch durch die Unterstützung von LIFE on the PLANET LADAKH, einer gemeinschaftsorientierten Initiative, die Menschen durch Sport und kulturellen Austausch zusammenbringt.

Jeden Winter, wenn Wasserquellen gefrieren und die Landschaft weiß wird, entstehen in und um Drass natürliche Eisflächen. Was einst nur ein Zeitvertreib für lange Winter war, ist heute ein Symbol für Widerstandskraft, Hoffnung und Verbindung. LIFE on the PLANET LADAKH arbeitet mit Familien, Jugendgruppen und freiwilligen Helfern zusammen, um diese Bewegung zu unterstützen. Sie stellen Ausrüstung bereit – Schlittschuhe, Schläger, Handschuhe – und organisieren Workshops, bei denen Gäste aus Indien und dem Ausland mit den Kindern spielen und trainieren.

Es ist mehr als nur ein Sport. Eishockey fördert in Drass Selbstbewusstsein und Teamgeist – an einem Ort, wo Kinder mit Isolation und harten Bedingungen aufwachsen. Viele lernen das Schlittschuhlaufen mit improvisierter Ausrüstung – alten Stiefeln oder selbstgemachten Schlägern – und dennoch ist ihre Entschlossenheit auf dem Eis ansteckend. Einige von ihnen haben durch das Programm sogar die Möglichkeit, an Freundschaftsturnieren in Leh oder Kargil teilzunehmen – Türen öffnen sich, die sie sich nie hätten erträumen können.

Für Wintergäste in Drass ist dieses Erlebnis – selbst als Zuschauer – eine tiefgreifende kulturelle Begegnung. Man beobachtet nicht einfach ein Spiel, sondern erlebt Hoffnung und Freude in ihrer reinsten Form. Und wer mitmachen möchte, ist herzlich eingeladen: LIFE on the PLANET LADAKH freut sich über helfende Hände, Sachspenden oder neue Mitspieler. Vorkenntnisse sind nicht nötig – nur warme Kleidung und ein offenes Herz.

Das Ziel ist nicht der Wettbewerb. Das Ziel ist Verbindung. Durch diese Eishockeystunden lernen die Kinder nicht nur zu gleiten, sondern auch zu träumen, Menschen von außerhalb zu begegnen und ihre kleine Welt als Teil eines größeren Ganzen zu sehen. Für Besucher wird dieses Erlebnis oft zum Höhepunkt ihrer Reise – ein unerwartetes Kapitel voller Lachen, Bewegung und gegenseitigem Respekt im kältesten Winkel Ladakhs.

Wenn du eine Winterreise nach Drass planst, erkundige dich im Voraus bei LIFE on the PLANET LADAKH. Möglichkeiten zur Teilnahme, zur Ausrüstungs-Spende oder zur freiwilligen Mithilfe gibt es meist zwischen Ende Dezember und Februar. In diesem gefrorenen Land, in dem der Atem in der Luft kristallisiert, findest du vielleicht die wärmsten Momente deiner Reise.

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🌍 Nachhaltiger Tourismus und Reisetipps

Drass ist ein fragiler Ort – nicht nur wegen seines Klimas oder seiner Abgelegenheit, sondern wegen des empfindlichen kulturellen und ökologischen Gleichgewichts, das hier seit Generationen bewahrt wird. Während der Tourismus in dieser Region langsam zunimmt, wächst auch die Verantwortung der Reisenden, sicherzustellen, dass ihr Besuch dem Land und seinen Menschen zugutekommt. In Drass ist nachhaltiges Reisen kein Schlagwort – es ist eine Notwendigkeit.

Eine der besten Möglichkeiten, die lokale Wirtschaft zu unterstützen, ist die Wahl von Homestays oder lokal betriebenen Gästehäusern. Diese Unterkünfte verschaffen lokalen Familien Einkommen und bieten gleichzeitig ein authentisches Eintauchen in den ladakhischen Alltag. Die Mahlzeiten sind hausgemacht, oft mit saisonalen Zutaten und traditionellen Methoden zubereitet. Die Zimmer sind einfach, aber warm – oft beheizt mit einem zentralen Bukhari und dekoriert mit handgefertigten Textilien.

LIFE on the PLANET LADAKH arbeitet eng mit vielen dieser Unterkünfte zusammen, um sicherzustellen, dass Gäste gut betreut werden und der Tourismus gemeinschaftsorientiert bleibt. Sie unterstützen auch bei der Ausbildung der Gastgeber in den Bereichen Gastfreundschaft, Sprache und nachhaltiges Abfallmanagement. Viele Häuser bieten mittlerweile gefiltertes Trinkwasser an, um Plastikflaschen zu vermeiden, und einige nutzen Solarlicht oder Solarheizungen.

Als Reisender kannst du durch kleine, aber wirkungsvolle Entscheidungen viel bewirken. Bringe deine eigene wiederverwendbare Wasserflasche mit. Vermeide verpackte Snacks und Plastikmüll. Kleide dich respektvoll, besonders bei Besuchen in Familienhäusern oder an kulturellen Orten. Frage immer um Erlaubnis, bevor du Menschen fotografierst. Und vor allem: Respektiere die Langsamkeit des Lebens hier. In Drass geht alles gemächlich – und genau das macht seine Schönheit aus.

Ein weiterer wichtiger Tipp: Bereite dich gut vor, insbesondere bei Reisen im Winter. Das bedeutet nicht nur warme Kleidung und Höhenakklimatisierung, sondern auch mentale Vorbereitung auf Stromausfälle, begrenzten Handyempfang und mögliche Straßensperrungen durch Wetter. Bringe Bargeld mit, eine Powerbank – und Geduld. Deine Anpassungsfähigkeit dient nicht nur deinem Komfort, sondern entlastet auch deine Gastgeber und lokale Ressourcen.

Wenn du achtsam reist, hilfst du mit, dass Drass nicht nur schön, sondern auch zukunftsfähig bleibt – ein Ort, an dem Tradition geschätzt wird, Jugendliche inspiriert werden und die Natur bewahrt wird. Wenn du gehst, geh leicht. Nimm Erinnerungen mit – und hinterlasse Respekt.

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📸 Drass-Fototagebuch: Eindrücke aus dem Himalaya

Drass ist nicht nur ein Reiseziel – es ist eine Leinwand, gemalt von den Jahreszeiten, dem Licht und den Geschichten der Menschen, die hier leben. Für Fotografen, ob Hobby oder Profi, bietet dieses Hochtal eine endlose Vielfalt an Motiven. Von weiten Schneefeldern bis zu intimen Porträts des Alltags – jede Ecke von Drass erzählt ihre eigene visuelle Poesie.

Einer der ikonischsten Fotomomente der Region ist der Sonnenaufgang über dem Tiger Hill. An klaren Morgenstunden breitet sich das erste Licht über dessen gezackte Silhouette aus, wirft lange Schatten und taucht die Gipfel in goldenes Leuchten. Ob mit DSLR oder Handy – diesen Moment willst du nicht verpassen. Gleich außerhalb von Drass bietet das Kargil-Kriegsdenkmal eine weitere eindrucksvolle Fotokulisse – nicht nur wegen seiner stillen Schönheit, sondern auch wegen der dramatischen Kulisse von Tololing und Tiger Hill im Hintergrund.

Im Sommer verwandelt sich die Landschaft in ein grünes Mosaik aus Wiesen und blühenden Wildblumen. Der Drass-Fluss, glitzernd in der Sonne und sich sanft durch das Tal schlängelnd, ist ein perfektes Motiv für Weitwinkelaufnahmen. An seinen Ufern bestellen Dorfbewohner ihre Felder, Kinder spielen im Gras, und alte Steinbrücken überspannen den Fluss – Szenen, die die Harmonie des Berglebens einfangen.

Wenn du im Winter zu Besuch bist, bereite dich auf surreale Landschaften vor. Schnee bedeckt Dächer, Pfade verschwinden unter weichen Decken, und das gesamte Tal glüht im leisen Licht. Die schönsten Fotos entstehen oft in Momenten der Stille – Raureifbäume im Sonnenlicht oder Kinder, die auf improvisierten Eisbahnen Schlittschuh laufen. LIFE on the PLANET LADAKH teilt solche Augenblicke der Freude und Widerstandskraft oft in Community-Fototagebüchern und zeigt, dass die kältesten Orte oft die wärmsten Geschichten bergen.

Für Drohnen-Enthusiasten gibt es kaum visuell beeindruckendere Orte als den Zoji La Pass. Die Serpentinenstraße klammert sich an senkrechte Felswände, während sich unzählige Bergketten am Horizont verlieren. Bitte beachte: Für den Einsatz von Drohnen kann eine Genehmigung erforderlich sein – informiere dich also vorab. In Drass gilt: Ethik in der Fotografie ist wichtig – frage immer um Erlaubnis, fotografiere respektvoll und achte besonders an heiligen Orten oder Denkmälern auf Sensibilität.

Ob du dich zu Landschaften, Porträts oder dokumentarischer Erzählweise hingezogen fühlst – in Drass wird deine Linse zur Brücke: zwischen Betrachter und Motiv, zwischen Reisendem und Land. Jedes Bild, das du hier aufnimmst, wird Teil eines gemeinsamen Archivs – ein stiller Beweis dafür, dass der Himalaya nicht nur gesehen, sondern gefühlt wird.

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🛣 Vorgeschlagene Reiserouten mit Drass

Egal, ob du von Kaschmir nach Ladakh reist oder auf dem Rückweg von Leh bist – Drass verdient mehr als nur einen kurzen Fotostopp. Aufgrund seiner strategischen Lage an der Srinagar-Leh-Autobahn (NH1) lässt es sich wunderbar in kurze wie ausgedehnte Himalaya-Reisen integrieren. Hier einige praktische Optionen, wie du Drass in deine Reise einbinden kannst – ob du nun auf der Suche nach Landschaften oder menschlicher Verbindung bist.

3-Tage-Reiseplan für Drass und Kargil (ideal für Einreise über Srinagar)
Tag 1: Fahrt von Srinagar nach Drass über Sonamarg und Zoji La. Fotostopp und Chai am Zoji La Viewpoint. Ankunft in Drass am Nachmittag und Einchecken in einem Homestay.
Tag 2: Früher Besuch beim Kargil-Kriegsdenkmal, anschließend Panorama-Fahrt zum Suru-Tal-Aussichtspunkt. Mittagessen zurück in Drass. Am Abend Teilnahme am Eishockey-Training der Kinder (im Winter) oder Dorfrundgang (im Sommer).
Tag 3: Abfahrt nach Kargil mit Stopps in Flussdörfern und kleinen Klöstern. Übernachtung in Kargil oder Weiterfahrt Richtung Leh.

Erweiterte Ladakh-Rundreise: 10 Tage via Srinagar – Drass – Kargil – Leh
Wenn du über Land von Srinagar nach Leh reist, plane mindestens zwei Nächte in der Region Kargil–Drass ein, um tiefer einzutauchen. Nach dem Besuch von Drass und dem Kriegsdenkmal kannst du weiter südlich nach Sankoo und Panikhar im Suru-Tal reisen, bevor du wieder auf die Hauptstraße Richtung Leh zurückkehrst. Diese Schleife unterbricht nicht nur die lange Fahrt, sondern bringt kulturelle und landschaftliche Vielfalt in deine Ladakh-Reise.

Winterabenteuer-Reiseplan (Ende Dezember bis Februar)
Für abenteuerlustige Reisende, die Schnee und Stille suchen, bietet diese Route einen Einblick in das Himalaya-Leben in seiner rohesten Form.
Tag 1: Ankunft in Kargil (per Straße aus Srinagar oder Leh). Übernachtung.
Tag 2: Fahrt nach Drass. Besuch des gefrorenen Drass-Flusses, Beobachtung des Eishockeytrainings von LIFE on the PLANET LADAKH, abends Geschichtenaustausch mit Einheimischen.
Tag 3: Rückkehr nach Kargil oder Weiterreise – je nach Straßen- und Wetterlage.

Jede dieser Reiserouten vereint Landschaft, Kultur und Besinnung. Drass ist kein Ort zum Durchrauschen. Es belohnt jene, die verweilen – die der Stille lauschen, den Sonnenverlauf über den verschneiten Kämmen beobachten und sich Zeit nehmen zu verstehen, was dieses Tal heilig macht. Mit ein wenig Planung wird das kälteste Dorf Indiens vielleicht das wärmste in deinem Herzen.

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🧳 Häufige Fragen zur Reise nach Drass

Bevor du deine Koffer packst und dich aufmachst zur wilden Schönheit von Drass, hast du vielleicht noch ein paar Fragen – besonders, wenn es deine erste Reise in den hohen Himalaya ist. Hier sind einige der häufigsten Fragen zur Reise nach Drass, beantwortet mit praktischem Wissen und lokalem Blick.

Ist Drass sicher für Touristen?

Ja, Drass gilt als sicher für indische wie internationale Reisende. Trotz der Nähe zur Kontrolllinie (LoC) herrscht in der Stadt Ruhe, und die indische Armee überwacht die Region kontinuierlich. Die Einheimischen sind freundlich, respektvoll und an Besucher gewöhnt. Wie immer gilt: Respektiere lokale Gepflogenheiten und informiere dich über aktuelle Reisehinweise.

Wie kann ich Drass erreichen?

Drass liegt an der Srinagar–Leh-Autobahn (NH1), etwa 140 km von Srinagar und 60 km von Kargil entfernt. Während der Reisesaison (normalerweise Mai bis Oktober) ist es per Auto, Sammeltaxi oder Bus erreichbar. Der Zoji La Pass, der Kaschmir mit Ladakh verbindet, ist im Winter meist wegen Schneefalls geschlossen. Wer von Leh kommt, sollte einen vollen Reisetag durch Kargil einplanen.

Brauche ich eine Genehmigung für Drass?

Für indische Staatsbürger ist keine spezielle Genehmigung für Drass erforderlich. Ausländische Touristen, die andere Gebiete in Ladakh besuchen, benötigen jedoch eventuell ihren Reisepass und ein Inner Line Permit (ILP) – besonders bei Reisen in Gebiete nahe der LoC. Für Drass selbst genügt ein normaler Ausweis.

Was sollte ich für eine Reise nach Drass einpacken?

Das hängt von der Jahreszeit ab. Im Sommer (Mai–September): leichte Wollsachen, winddichte Jacke, Sonnencreme und eine wiederverwendbare Trinkflasche. Im Winter (Oktober–März): mehrere Schichten, dicke Daunenjacke, Handschuhe, Thermounterwäsche, isolierte Stiefel, Lippenpflege. Zusätzlich immer ein Höhenmedikament (z. B. Diamox), Powerbank und Bargeld einpacken – Geldautomaten sind rar.

Ist Höhenkrankheit in Drass ein Thema?

Drass liegt auf ca. 3.300 m Höhe – für die meisten Reisenden ist das gut verträglich, insbesondere bei vorheriger Akklimatisierung in tiefer gelegenen Orten wie Kargil. Wer direkt aus Srinagar anreist, kann die schnelle Höhenzunahme spüren. Trinke viel, ruhe dich am ersten Tag aus, und vermeide Alkohol. Wenn du empfindlich bist, konsultiere vorher einen Arzt.

Gibt es Internet oder Mobilfunkempfang in Drass?

Mobilfunk ist verfügbar, aber eingeschränkt. BSNL und Jio funktionieren am zuverlässigsten. Internet ist langsam oder unzuverlässig – besonders im Winter. Internationale Gäste benötigen eine indische SIM-Karte. Einige Homestays bieten einfaches WLAN oder mobile Hotspots – erwarte jedoch keine hohen Geschwindigkeiten.

Eine Reise nach Drass ist eine schöne Erinnerung daran, langsamer zu werden, abzuschalten und den Himalaya mit allen Sinnen zu erleben. Mit ein wenig Vorbereitung und offenem Herzen wirst du in diesem unvergesslichen Tal alles finden – und noch mehr.

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🧭 Abschließende Gedanken: Warum Drass auf deine Ladakh-Reiseliste gehört

In einer Welt, in der viele Reiseerlebnisse glatt poliert und vorverpackt sind, bleibt Drass kraftvoll echt. Dieses Hochtal, oft nur durchquert, selten erkundet, bietet etwas Seltenes: die Möglichkeit, die Stille der Berge zu spüren, die Widerstandsfähigkeit seiner Menschen zu begreifen und die stille Kraft eines Landes zu erfahren, das durch Zeit, Wetter und Geschichte geformt wurde.

Ob du wegen der dramatischen Landschaften kommst, wegen des Kriegsdenkmals, wegen der Eishockeyspiele auf gefrorenen Teichen oder wegen der Wärme eines hausgemachten Balti-Essens – Drass hinterlässt Spuren. Es schreit nicht um Aufmerksamkeit wie die hohen Pässe von Nubra oder das blaue Wasser des Pangong Tso. Aber es spricht – tief, leise – und wer zuhört, wird es lange im Herzen tragen.

Drass in deinen Ladakh-Reiseplan aufzunehmen bedeutet nicht nur, eine weitere Station auf der Karte abzuhaken. Es bedeutet, sich für Langsamkeit statt Eile, für Sinn statt Neuheit und für Verbindung statt Konsum zu entscheiden. Es bedeutet, aufzuwachen mit Reif am Fenster und zuzusehen, wie die Sonne Tiger Hill berührt. Es bedeutet, mit Kindern auf dem Eis zu lachen oder am Ofen zu sitzen, während der Wind draußen heult.

Mit Unterstützung von gemeinschaftsbasierten Projekten wie LIFE on the PLANET LADAKH definiert Drass gerade still und leise, was Himalaya-Reisen sein können: inklusive, eindringlich, respektvoll. Und während die Zukunft Veränderungen bringen wird, bleibt eines konstant – die Seele dieses Ortes: unberührt, unaufgeregt, unvergesslich.

Wenn du also deine Reise nach Ladakh planst, lass Platz – nicht nur im Zeitplan, sondern auch in deinem Herzen – für Drass. Komm nicht, um es abzuhaken. Komm, um es hereinzulassen.